Wellness-Anwendungen wider dem Trauma geplatzter Leggings
Die Zeit der Schwangerschaft ist eine ganz besondere. Erfreut man sich an einer unkomplizierten Schwangerschaft, sollte man sie als ein neunmonatiges
Fest, das es immer wieder zu zelebrieren gilt, ansehen. Denn mit Beendigung der Schwangerschaft, rücken durchtanzte Nächte und erholsame
Spa-Wochenenden, mit 15 stündigen REM-Phasen, erst einmal in weite Ferne. Selbst für professionelle Wellnesshotel-Testerinnen wie mich. Daher lege ich
allen Schwangeren ans Herz, genießt diese einmalige Zeit und lasst Euch von kleinen Unwägbarkeiten keinesfalls unterkriegen. Feiert dieses neunmonatige
Fest ausgiebig! Und genau aus diesem Grund bietet eine Vielzahl an Hotels Wellness-Treatments für Schwangere an. Ob ayurvedische Rückenmassagen,
Shiatsu-Anwendungen oder Akkupunktur für Schwangere. Das Verwöhn-Potpourri für werdende Mütter scheint schier grenzenlos und das zu Recht.
Mr. Spock im Bauch?
Denn eine Schwangerschaft ist eine aufregende Zeit, in der ein Highlight das nächste jagd: Angefangen von der freudigen Nachricht, dass man sich nun in
anderen Umständen befindet, über die erste Ultraschall-Untersuchung bis hin zur Geburt. Was waren wir verzaubert und entzückt von der Anmut und Grazie
unseres ca. 2 cm großen Kindes, das so feenhaft in mir herumschwamm. Wir waren uns sicher, eine Star-Ballerina würde in neun Monaten das Licht der Welt
erblicken. Oder doch vielleicht ein neuer Jahrhundert-Fußballer, denn schon mit 5 cm bewegte das Kleine seine Beine so virtuos, dass man gar nicht anders
konnte, als auf seine spätere Kicker-Berufung zu schließen. Einzig das Schwangerschaftsbild in der 17 SSW. ließ uns erschrecken. Würde unser Kind aussehen
wie Mr. Spock? Panisch suchte ich nach Babyfotos meines Mannes und mir. Erleichterung machte sich breit. Zugegeben, wir mögen weder einen
Schönheitswettbewerb gewonnen noch zu den dünnsten Säuglinge gezählt haben, aber wie Insassen des Raumschiff Enterprise sahen wir auch nicht aus.
Das Leben ist kein Ponyhof - Eine Schwangerschaft auch nicht
Schwanger zu sein bedeutet, sich immer wieder auf emotionale Höhenflüge zu begeben und mit den hormonellen, aber auch optischen Tiefschlägen nonchalant
umzugehen. Dabei zählt die körperliche Metamorphose eher zu letzteren. Während das hässliche kleine Küken im Laufe der Wochen und Monate zum schönen Schwan
wird, tickt die Zeit in der Schwangerschaft optisch gesehen nicht unbedingt zugunsten der werdenden Mutter. Ich fühlte mich in den letzten Wochen vor der
Geburt wie die personifizierte Mischung eines trächtigen Elefanten-Nilpferdes. Ich glaube, ich zählte zu den wenigen Schwangeren, die nicht nur
Umstandshosen, sondern sogar Stretch-Leggins zum Platzen brachte. Und um im Tierreich zu bleiben, die Atemnot, die mich während meiner gesamten
Schwangerschaft konstant begleitete, ließ mich vom Verzehr frischen Fisches, der zuvor an der Angel gehängt haben muss, Abstand nehmen.
Doch was sind schon ein paar Kilos gegen die Endorphine, die bei der Kindernamensfindung oder beim Einrichten des Babyzimmers ausgeschüttet werden? Vor
allem, wenn man von Freunden und Verwandten so hilfreiche Tipps wie Otello oder Cassandra erhält? Was bleibt einem da anderes übrig, als erst einmal einen
vorläufigen Arbeitstitel für das kleine heranwachsende Menschlein zu wählen? Und so tauften mein Mann und ich unseren Sohn während seines Aufenthaltes in
meinem Bauch "Maups". Für was dieser sonore, wohlklingende Name steht, wird wohl für immer unser Geheimnis bleiben. Ja, man kann sagen diese unglaubliche
Vorfreude, die man beim Kauf des ersten Strampelanzugs und noch viel mehr bei den ersten bewussten Bewegungen des Zwergleins spürt, machen sämtliche
Zweifel und Ängste, die einen während der Schwangerschaft plagen, wieder wett.
Miese Geburtsvorbereitungskurse: Flashback zur Schulzeit
Wobei, eigentlich gab es bei mir nur die eine große, undefinierbar, allzeit vor sich hin wabernde Angst - die Angst vor der Geburt. Konstant genährt wurde
diese durch einen Vorbereitungskurs, bei dem die Hebamme zum Lachen in den Keller ging und vorher noch sämtlichen Teilnehmern das Schweigegelübde abnahm.
Ja, sie ging sogar soweit mich zu bitten, ihre letzten Ausführungen vor dem Kurs zu widerholen, da ich mich doch wirklich erdreistet hatte, mit meinen
Nachbarinnen zu schwätzen und Spaß zu haben. Hier sollte man keine Kontakte mit Gleichgesinnten knüpfen, sondern auf die unsäglichen Schmerzen, die in
naher Zukunft auf uns alle warteten vorbereitet werden. Ich kam mir vor wie in der Schule, allerdings war es deutlich schlimmer. Denn der Kurs verfolgte
scheinbar nur das eine Ziel, den Teilnehmern zu zeigen, wie unfähig sie waren und welch schreckliches Erlebnis so eine bevorstehende Geburt doch sei. So
ersoffen mein Mann und ich die Puppe gleich beim ersten Bade-Versuch und auch zum Wickeln (eine Handlung, die uns spätestens 2 Tage nach der Geburt unseres
Kindes in Fleisch und Blut überging) schienen wir nicht fähig. Daher mein Rat an alle Schwangeren: Meiden Sie miese Geburtsvorbereitungskurse wie die Pest.
Denn manchmal ist weniger mehr und ich verspreche Ihnen, Ihr Kind wird auch dann intuitiv den Weg aus Ihrem Bauch heraus finden, wenn Sie nicht zuvor in
einem kalten Raum unbequem an eine "Stillwurst" gelehnt auf dem Boden hockten und sich aus 100 m Entfernung die verschiedenen schmerzhaften Wehen-Etappen
auf einem Miniatur-Pamphlet anschauten.
Die Geburt oder "Guck mal wer da bricht"
Wie froh war ich, als ich sah, dass die Geburt unseres Sohnes alle Inhalte des Vorbereitungskurses Lügen strafte. Denn so eine Geburt ist gar nicht
schrecklich. Und das sage ich, obwohl ich ein über die Maßen wehleidiger, notorischer Jammerlappen bin, der sich beim leisesten Anzeichen von Schnupfen
erst einmal ein paar Tage ins Bett zurückzieht, um seine wahrscheinlich lebensbedrohliche Grippe auszukurieren. Obgleich eine Geburt anstrengend,
schweißtreibend, Hunger auslösend, Brechreiz fördernd (besonders fatal, wenn man wie ich unter einer stark ausgeprägten Brechphobie leidet) und
zugegebenermaßen schmerzhaft ist, so ist es doch eines der unglaublichsten, elementarsten und wunderbarsten Erlebnisse, die es zu erfahren gilt. Daher
liebe Schwangere, freut Euch auf dieses großartige Ereignis und bis dahin durchtanzt die ein oder andere Nacht und lasst Euch in den besten Wellnesshotels
des Landes nach Strich und Faden verwöhnen!